Hoho-hahaha
10.09.2008 | GESUND
Lachyoga
Von Bettina Seipp
Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene nur noch 15 Mal. Viel zu wenig, sagen Ärzte und preisen das Lachen als die beste und preiswerteste Medizin der Welt. Viel zu wenig, sagen mittlerweile auch Karriereberater, versprechen mehr Erfolg durch gute Laune und wenden sich an so genannte Lach-Trainer wie Angela Mecking. Die 36-Jährige bietet neben einem wöchentlichen Lachclub auch spezielle Lachyoga-Kurse für Unternehmen und Führungskräfte an.
Nehmen wir eine Tagung in Potsdam. In der Pause nach dem zweiten Vortrag wird Lachen gelehrt. Angela Mecking holt das Publikum vor die Bühne, redet über Motivation, Teamfähigkeit und erklärt, warum Lachen gegen Stress helfe. Dann Klatschübung auf "Hoho-hahaha", tiefes Atmen, Arme hoch - und fallen lassen. Ein Seufzen geht durch den Saal. Etwa 60 einander fremde Teilnehmer schütteln sich lachend die Hände, loben sich gegenseitig und wirbeln gemeinsam "Lach-Energie" auf. Nach 15 Minuten erscheinen die Gesichter befreit. "Das sollte man öfter machen", sagt ein Teilnehmer.
Ein Löwenlachen zur Entspannung
"Gerade Menschen, die jahrelang Emotionen unterdrückt haben, finden beim Lachen eine Möglichkeit, sich im geschützten Rahmen zu öffnen und loszulassen", sagt Angela Mecking. "Viele sind danach richtig erleichtert." Zum Beispiel Rainald Beese, der schon lange in Meckings wöchentliche Lachyoga-Kurse kommt. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern wandert er kreuz und quer durch den Raum und klatscht in die Hände. Dazu rufen auch hier alle gemeinsam "Hoho-hahaha", schauen sich in die Augen und lächeln sich an.
Ein tiefes Ein- und Ausatmen, dann die nächste Übung: Das Löwenlachen, abgeleitet aus der "Löwenatmung" im Yoga. Die Zunge weit herausgestreckt, die Hände zu "Löwentatzen" geformt, geht der 38-jährige Kaufmann auf seine Mitmenschen zu und lacht. "Nach dem Lachyoga fühle ich mich gelassen und entspannt", sagt er.
Das Löwenlachen mag am Anfang etwas ungewohnt sein, meint Angela Mecking: "Es ist eine Übung, die ich eher mit Fortgeschrittenen durchführe. Aber die Übung ist besonders gut für Gesichtsmuskulatur, Zunge und Kehle. Sie baut Hemmungen ab und verbessert die Versorgung der Schilddrüse mit Blut."
Wie kommt es, dass man das Lachen wieder lernen muss? Die Wurzel aller Humorlosigkeit liegt angeblich in der Kirchengeschichte. Wer lache, fürchte den Teufel nicht, warnte im 4. Jahrhundert ein Kirchenlehrer und behauptete, Jesus habe niemals gelacht, allenfalls gelächelt. Die Bibel lässt das Thema aus und berichtet lediglich von zwei Weinkrämpfen des Heilands.
So erkennen Sie das echte Lachen
Angela Mecking lacht laut, als sie das hört. Es ist ein geschäftsmäßiges Lachen, das nur die untere Gesichtspartie bewegt und nicht den Musculus Orbicularis Oculi, den Ring-Muskel um die Augen. Erst wenn auch der aktiv ist, lacht ein Mensch wirklich und kann andere anstecken. Jetzt reicht es, die Gesprächsatmosphäre zu lockern. "Jesus hat bestimmt gern und oft gelacht", glaubt Angela Mecking. "Denn wer weint, lacht auch. Beides setzt die Fähigkeit voraus, Emotionen zu zeigen."
Jetzt lacht sie wieder und ihr Musculus Orbicularis Oculi hat sich zusammengezogen. Das Lachen ist also echt. Gelotologie, Lachforschung, ist eine junge Wissenschaft. Die hat herausgefunden, dass Frauen mit 500 Hertz lachen und Männer mit 280. Erst diese Schwingungen lösen auch bei anderen Lachanfälle aus. Dann entspannt sich die Skelettmuskulatur, die Gefäße werden weiter, das Hirn schüttet Endorphine aus und auch die Zahl der Abwehrzellen nimmt zu. Dafür muss nicht einmal ein Witz gerissen werden. "Ganz egal, ob das Lachen echt oder unecht ist, die physiologischen Wirkungen sind die gleichen", sagt Angela Mecking. "Wer Lachyoga betreibt, kann auch ohne Grund lachen."
Lachtraining hilft Körper und Psyche
Viel hänge davon ab, dass man die Lachübungen regelmäßig betreibe, sagt Angela Mecking. Erst dann würden die langfristigen gesundheitlichen Wirkungen greifen. Neurologen bestätigen, dass nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche vom Lachen profitiert. Wenn immer die gleichen Synapsen angeregt werden, verstärken sie sich. Ein lachkundiger Mensch wird auch bei Problemstellungen eher eine heitere Seite sehen. Chinesen würden sagen: Die Chance in der Krise. Angela Mecking sieht das auch so. "Seit ich mit dem Lachyoga angefangen habe, hat sich mein Leben komplett verändert", sagt die 36-Jährige. "Ich vertraue darauf, dass es immer zum Besten für mich kommen wird - egal was passiert."
Steckbrief Angela Mecking
Wie kam Angela Mecking (36) eigentlich selbst zum Lachyoga? Sie blickt zurück. Vor fünf Jahren steckte sie in einer Lebenskrise: "Job weg, Beziehung kaputt, Lebenslust dahin - ich machte das ganze Programm durch. Jetzt weiß ich, wofür es gut war. Denn oft kommen Menschen in meinen Lachclub, die das Lachen verloren haben."
Durch eine Freundin hörte Angela Mecking damals von einem Dr. Madan Kataria. Der Arzt aus dem indischen Mumbai (früher: Bombay) gilt als Begründer des Lachyogas. Nach eigenen Erfahrungen im Kataria-Seminar wurde Angela Mecking immer häufiger gefragt, ob sie Lachyoga nicht mal demonstrieren könne. Aus privaten Vorführungen wurde zunächst ein Lachclub, daraus wurden dann Seminare und schließlich auch Workshops für Manager.