Lachyoga

04.05.2008 | „Die Nordelbische“, Ausgabe 18

„Das Lachen ist da und es muss raus“
Von Simone Viere

Hamburg-Rahlstedt - Mit geschlossenen Augen sitzen wir im Kreis und summen - es hört sich an wie in einem Bienenstock. Ich bin neugierig und öffne die Augen einen Spalt, um in die Runde zu blicken. Die anderen zehn Frauen wirken sehr konzentriert und brummen innig die „Bienenmeditation“. Irmgard, mit 87 Jahren die Älteste hier in der Lach-Yoga-Runde, blinzelt auch. Ich fühle mich ertappt. Kurz lächeln wir uns an, dann schließe ich meine Augen wieder und summe: „hammmm, hammmm, hammmm“.

Ich sitze im Gemeindehaus der Martinskirche. Montagabends trifft sich hier ab halb sieben der Lachclub Hamburg-Rahlstedt. Ich bin hierher gekommen, um zu Lachen. Ich weiß nicht, wie das auf Anhieb funktionieren soll, in einer Gruppe mir völlig fremder Menschen.

„Lasst die Augen geschlossen, und stellt euch vor, dass die Hummeln und Bienen euch überall kitzeln, am ganzen Körper und besonders am Zwerchfell“, sagt die Kursleiterin Gabriela Leppelt-Remmel. Bevor ich mir überhaupt eine Biene vorstellen kann, prustet Bärbel schon los. Anna fällt mit ein und die ganze Gruppe beginnt laut und aus vollem Herzen zu lachen. Ich komme mir blöd vor und bin angespannt. Doch dann kann auch ich es nicht mehr unterdrücken. Es will raus. Zuerst zaghaft, dann immer lauter. Ich muss einfach mitlachen. Es ist ansteckend.

Ich öffne die Augen. Bärbel wiegt ihren Körper vor und zurück. Sie klopft sich auf die Oberschenkel und schnappt nach Luft. Auch Anna hält es fast nicht mehr auf ihrem Stuhl. Mit geschlossenen Augen lachen die Frauen, bis ihnen die Tränen kommen.

„Beim Lachen werden 17 Muskeln im Gesicht und 97 weitere Muskeln im Körper beansprucht“, erklärt Gabriela Leppelt-Remmel. 20 Sekunden lachen sei so anstrengend wie zehn Minuten rudern und dabei sehr gesund, denn Immunsystem, Herz-Kreislauf-System und die Atmung würden trainiert. Neben der körperlichen habe es auch eine psychologische Wirkung: „Lachen befreit. Es steigert die Lebensfreude und macht einfach fröhlich“, so die Yogalehrerin.

Mittlerweile haben wir die Stühle zur Seite geräumt und bewegen uns im Raum. Mit einem lauten „Hoho, Haha“ laufen wir durcheinander und schauen uns dabei an. Einige Frauen ziehen Grimassen und lachen. Das ist anstrengend, und ich bin froh über eine kurze Übung zum Entspannen.

Als nächstes stehen wir dicht gedrängt in der Raummitte und stellen uns vor, in einer überfüllten U-Bahn zu stehen. Aufgabe diesmal ist es, nicht zu lachen. „Muss wohl eine Hamburger U-Bahn sein“, ruft eine Kursusteilnehmerin und allen fällt es sichtlich schwer, nicht schon wieder loszugackern.

Wir wippen mit den Knien, einen Arm zur Decke gerichtet - zum Festhalten - und blicken uns gegenseitig in die Augen. Die Spannung steigt und ich merke, wie sich kaum noch jemand zurückhalten kann. Die Yogalehrein gibt ein Signal und endlich bricht das erlösende Lachen los.

Nach der Stunde erzählt mir Uta, dass sie lange nach einer Lachgruppe gesucht habe: „Ich habe viel mit Depressionen zu tun und bin jetzt seit einem Monat dabei. Es ist das Beste, was mir passiert ist“. Anna pflichtet ihr bei: „Manche finden das albern, aber eigentlich gibt es hier keine Hemmungen. Das Lachen ist da und es muss raus.“ Ich kann verstehen, was sie meint.

Weitere Informationen zum Lachyoga und zum Weltlachtag am 4. Mai finden Sie im Internet unter www.yogilachen.de.

Weitere Mitlacher sind jederzeit willkommen. - Speziell für Pastorinnen und Pastoren plant Gabriela Leppelt-Remmel in Hamburg einen kostenlosen Lachyoga-Schnupperkursus. Lediglich ein Raum müsste zur Verfügung gestellt werden.

Interessierte können sich unter Tel. 040.64892391 oder via E-Mail , melden.

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